Doch, auch ich hab das eine oder andere Talent. Es ist an der Zeit, dass ich das auch würdige. Leider gehöre ich zu den Leuten, die ihr Lichtlein nicht nur unter den Scheffel, sondern lieber gleich in den Keller stelle. Werde ich gelobt, so erkläre ich wie aus der Pistole geschossen, warum eigentlich gar kein Grund besteht, mich zu loben. Das ist ein Reflex, den zu unterdrücken es mir einfach nicht gelingen will.
Jemand mag meinen Pulli – wo hab ich denn den gefunden? Ist ein Schnäppchen aus dem Ausverkauf. Meine Augen leuchten grad so schön? Die Sonne steht eben im richtigen Winkel. Meine Haarfarbe gefällt jemandem? Ach, ich bin einfach zu faul zum Färben. Die Figur ist ok? Veranlagung – ich bin ja so was von undiszipliniert. Der Schulleiter gibt mir eine gute Rückmeldung nach seinem Besuch? Statt mir selber auf die Schulter zu klopfen und mich zu freuen, ängstigt mich das. Jetzt hat er zu hohe Erwartungen. Beim nächsten Mal merkt er bestimmt, was ich für eine Pfeife bin.
Ab und zu treffe ich zum Glück auf Leute, die sich davon nicht beeindrucken lassen. So wie die Schulleiterin, als es mal um eine Vikariatsstelle ging. „Kein Mann hätte sich so präsentiert wie du (weil ich viel lieber auf meine Schwächen als auf meine Stärken hinweise) !“, sagte sie, „aber zum Glück hab ich auf mein Bauchgefühl gehört.“
Nun ja. Vielleicht bin ich ja nicht die einzige mit dieser Marotte? Oder zumindest nicht die einzige Frau? Oder jedenfalls nicht die einzige Frau AUS MEINER GENERATION?
Aber.
Ich habe tatsächlich ein paar Talente. Eins davon, das ist mir gerade eben wieder klar geworden, besteht darin, andere sich gut fühlen zu lassen. „Sie sind so richtig gut drauf“, sagte die Bedienung eben, als ich zum Frühstück ging. „Da fühl ich mich auch gleich besser.“
Mir passiert das nicht zum ersten Mal. Gut, es gibt sie auch, die Zeitgenossen, die etwas irritiert darauf reagieren, wenn man ihnen direkt in die Augen blickt und dabei vielleicht sogar noch, Gott behüte, lächelt, oder – wie vermessen – gar Laut von sich gibt. Aber die meisten mögen das. Und lächeln womöglich sogar zurück.
Wie schön! Ich sollte mein Talent fördern. Steht das nicht sogar irgendwo in der Bibel?
Schönen Sonntag euch allen.
Auf dem Weg in den Süden.
Ich kenne diese Art von Selbstdegradierung natürlich auch, und – merkwürdigerweise – höre auch ich öfters, dass Menschen gerne mit mir zusammen sind, weil sie sich mit mir wohlfühlen. Ich frage mich gerade, ob das in einem Zusammenhang steht.
Wir können das ja mal gegenseitig testen bei Gelegenheit. Aber dazu müssen wir noch am Timing arbeiten: Bin heute am Gardasee eingetroffen.
Wie schön, dass du am Gardasee bist! Da wär ich jetzt auch gerne. Auf jeden Fall kannst du dich dort entspannen und von der beeindruckenden Umgebung inspirieren lassen, und auf andere Gedanken kommen. Viel Spaß, zeig uns ein paar Bilder! 🙂
Dann wünsche ich schöne Ferien. Wir fahren in 2 Wochen mit dem Elektro Auto Richtung Provence 😉
Oh – wie schön. Das hab ich mir auch überlegt, aber ich hab bloss ein paar Tage…
Dann werde ich für dich Moules Frittes mitessen, lesen, spazieren und geniessen 😉 Und der Gardasee ist auch herrlich, da war ich früher mit den Eltern ein paar mal in Tennisferien.