Visionen

Ich bewundere Leute, die eine Idee haben und sie unbeirrt verfolgen, auch wenn alles dagegen spricht. In der Geschichte der Menschheit gab es immer wieder solche Pioniere. Oft wurden sie von der Gesellschaft für irre erklärt und auch im Nachhinein gingen die Meinungen über das, was sie der Welt vermachten, auseinander. Einerseits: Was wäre die Schweiz ohne den Gotthardtunnel! Andererseits hat er viele Opfer gefordert, die Postkutsche ins Museum verbannt und damit einen ganzen Berufszweig zum Erliegen gebracht.  Alfred Escher würde sich vermutlich die Augen reiben, sähe er, was heutzutage am Gotthard abgeht.

Im Nahen Osten gehörte Pinchas Rutenberg zur Gattung der Unbeirrbaren ,obwohl auch ihm vom Schicksal der eine oder andere Stein in den Weg gelegt wurde. Der alte Mann – so wurde er genannt, weil er sage und schreibe schon 50 war – gab auch nicht auf, als kurz vor der Eröffnung seines Wasserkraftwerks ein übles Unwetter Teile davon wegspülte. Ab 1932 war das Kraftwerk Naharayim (zwei Flüsse) in Betrieb und versorgte 90% des englischen Mandatgebiets Palästina mit Strom. Die Energie dazu lieferten der Jordan und der Yarmuk sowie bei Trockenheit auch der See Genezareth. Im Jahr 1948, kurz nach der Gründung Israels, wurde es im Unabhängigkeitskrieg von jordanischen und irakischen Soldaten zerstört. Ein Eigengoal sozusagen, weil grosse Teile Jordaniens auch davon profitiert hatten.

1994 trat Israel das Land an den zwei Flüssen im Zuge der Friedensverhandlungen an Jordanien ab. Jordanien wiederum verpachtet das Land seither an israelische Bauern des Kibbutz Ashdot Ya’acov. Auch wurde ein Grenzübergang errichtet, der es israelischen Besuchern ohne Pass und Visa und nur mit der Identitätskarte ermöglicht, die „Insel des Friedens“, wie das Gebiet nunmehr heisst, zu besuchen.

Drei Jahre später fiel nochmals ein dunkler Schatten auf  die Idylle, als ein fanatischer jordanischer Soldat sieben Mädchen – sie waren auf einem Schulausflug – erschoss und sechs weitere verletzte. König Hussein kam darauf höchstpersönlich nach Israel zu den betroffenen Familien um sich zu entschuldigen, was ihm hoch angerechnet wurde. Weniger schön ist die Tatsache, dass der Mörder, der zu lebenslanger Haftstrafe verurteilt wurde, letztes Jahr entlassen und in seinem Heimatort als Held empfangen wurde.

Trotz dieser schrecklichen Geschichte steht die Insel des Friedens weiterhin als Symbol für ein friedliches Zusammenleben im Nahen Osten.
Die Welt braucht Visionen.

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Foto: Ella Faust
אלה פאוסט

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