Verschobene Wahrnehmung

Wenn man für Israel einsteht, dann wird man dieser Tage schnell in die rechtsextreme Ecke gerückt. Warum, das ist mir schleierhaft. Was hat die Tatsache, dass ich zu dem Land stehe, das nach einem schrecklich grausamen Anfgriff die Sicherheit für die eigene Bevölkerung wiederherstellen und die entführten Zivilisten zurückbringen möchte, mit meiner politischen Einstellung zu tun? Ich höre einzig und allein auf meinen inneren Moralkodex und der sagt mir:
Unschuldige Menschen im Schlaf überfallen, foltern, vergewaltigen und ermorden:
nicht ok.
In den Krieg ziehen, um die Gefahr abzuwehren:
nicht schön, aber irgendwie ok.
Nochmals verständlich zusammengefasst, worum es geht, hat das die Schriftstellerin und Nobelpreisträgerin Herta Müller anlässlich ihrer eindrücklichen Rede am 7.Oktober Forum in Stockholm, die ich hier sehr empfehlen möchte.

Die Vorwürfe, Israel halte sich nicht ans Völkerrecht und begehe Kriegsverbrechen, die fallen bei mir nicht auf fruchtbaren Boden. ich finde sie abwegig. Es ist ein Unterschied, ob man wahllos mordet und darin schwelgt, oder ob man kämpft für das eigene Land, das in seiner Existenz bedroht ist. Krieg ist hässlich. Krieg verursacht Leid, auf beiden Seiten. Niemand will ihn, auch Israel nicht. Nichts hätte man da lieber, als endlich mal in Frieden gelassen zu werden.
Manchmal aber ist es unerlässlich, für den Frieden zu kämpfen. Unsere westliche Gesellschaft ist noch nicht soweit, dass sie das einsieht – lieber nochmals in die Ferien gehen und seine Ruhe haben von dem ganzen Gedöns – und sollte es je dazu kommen, so ist es womöglich zu spät.

Viele haben vergessen, dass der Krieg am Morgen des 7. Oktobers angefangen hat. Zu diesem Zeitpunkt war das Leben in Gaza nicht übel (naja, für Frauen und Homosexuelle und die, welche keine Hamasanhänger waren, vielleicht nicht…) oder zumindest um einiges besser als jetzt, erlaube ich mir mal zu sagen. Der Angriff kam aus heiterem Himmel und er war ein Schock. Ich weiss das, weil ich da war und wie so viele andere von den Sirenen aus dem Schlaf gerissen wurde. Mein Glück war, dass die Terroristen nicht wie geplant bis nach Tel Aviv vorgdrungen sind; da hätten wir ganz schlechte Karten gehabt mit unserer ebenerdigen Wohnung ohne Schutzraum. Den Schlächtern wäre es nämlich egal gewesen, ob ich aus der neutralen Schweiz stamme!

Und jetzt soll ich, weil ich an Israels Seite stehe und hundertprozentig überzeugt bin, dass das die moralisch richtige ist, rechtsextrem sein…

Vielleicht liegt es aber auch daran, dass sich die Wahrnehmungen grundsätzlich verschoben haben. Es ist nichts dabei, sogenannte Rechtsextreme anzuprangern, wenn sie sich nicht konform benehmen. Linksextreme aber, die dürfen sich derzeit fast alles erlauben. Man sehe sich nur die Unis an, nachdem sie – freiwillig oder auf Geheiss – wieder abgezogen sind. Und etwas gegen Islamisten zu sagen, das ist sowieso absolut tabu, weil: rassistisch.

Nicht rassistisch ist es offenbar, Juden an vielen Orten immer mehr auszugrenzen oder sogar anzugreifen und – ganz egal, wie ihre politische Ausrichtung ist – für alles verantworlich zu machen, was in Gaza passiert bzw. passiert sein soll. So ganz sicher ist man sich ja nicht, weil die von dort gelieferten Nachrichten, wie es immer so süffisant heisst, nicht zu verifizieren sind.

Beim Anschlag von Mannheim, wo einer der Polizisten sein Leben lassen musste, wurde sehr betont, dass der angegriffene Mann antislamistisch gewesen sei (also praktisch selber Schuld daran hat, dass man ihm ein Messer in den Körper rammte – oder wie muss ich das verstehen?) während es gleichzeitig hiess, das Motiv des Angreifers (aus Afghanistan stammend) sei nicht klar.
Wen will man da, um es mal ganz salopp auszudrücken, verarschen?

Mittlerweile bin ich drauf und dran, nur noch das zu glauben, was ich sehe.
Was ich sehe, das sind aggressive, gewaltbereite und sich auf keinerlei Diskussion einlassende Pro Palästina Demonstranten, die gegen Israel hetzen und betroffene, gesittete Teilnehmer von Kundgebungen für Israel (häufig sind es Christen, denen ich sehr dankbar bin für ihre klare Haltung), die durchaus bereit sind, zu reden.

Aber vielleicht irre ich mich ja. In allem. Und bin, ohne dass ich es gemerkt habe, rechtsextrem geworden.

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15 Antworten zu Verschobene Wahrnehmung

  1. faehrtensuche schreibt:

    Deinen letzten Satz kann ich nicht so ganz ernst nehmen! 😉

    Wie gut, dass es noch Menschen mit normalem Menschenverstand gibt! 🙂

  2. faehrtensuche schreibt:

    Lesetipp zu Mannheim:

    Kein Weckruf

    Ich kann nur noch die Hände über dem Kopf zusammenschlagen.

  3. runningtom schreibt:

    Die Rede von Herta Müller ist wirklich sehr informativ. Es ist ja erfreulich, dass es doch noch Medien gibt, die auch solche Berichte und Meinungen veröffentlichen.
    Leider ist der Nutzen begrenzt, wenn sich nur sehr wenige für den Inhalt interessieren, bzw. ihn überhaupt akzeptieren.
    Offenbar ist es ein Irrtum zu glauben, dass nur in terroristischen Diktaturen die Menschen planmässig verblöden. Vermutlich geht es ihnen in unseren liberalen Demokratien einfach zu gut und sie sehen keinen Grund mehr ihr Hirn für selbständiges Denken zu gebrauchen.

    • schreibschaukel schreibt:

      Ich war auch positiv überrascht, dass die Rede in voller Länge gedruckt wurde.
      Puncto Verblödung sind wir hier wohl mehr gefährdet als diejenigen, die um ihre Freiheit kämpfen müssen. Ich kann mich erinnern, das schon in der Schule gelernt zu haben, dass die Römer, weil es ihnen zu gut ging, dekadent wurde. Ist doch immer (wieder) dasselbe…

  4. Ben schreibt:

    Sie haben auf ihrer Seite den Link zu Heplev. Die dortigen Artikel kommen von Israel National News, Israel Hayom, Gateway Pundit, Fox News, Jungen Freiheit, Achse des Guten, Tichys Einblick und anderen Medien vom rechten Rand.

    Und dennoch ist es ihnen „schleierhaft“ wenn die Vermutung aufkommt das Sie selbst äußerst weit rechts stehen?

    • schreibschaukel schreibt:

      Vielleicht überschätze ich mich, aber ich traue mir durchaus zu, dass es möglich ist, sowohl rechte als auch linke Medien zu lesen und mir dann meine eigene Meinung zu bilden.

      • Ben schreibt:

        Sie reden an mir vorbei. Sie schreiben es sei Ihnen „schleierhaft“ warum Sie in eine rechte Ecke gestellt werden.

        Meine Theorie: Vielleicht weil Sie einen rechtsradikalen Hetzblog mit ihrer Homepage verlinkt haben.

        • Rika schreibt:

          „Meine Theorie: Vielleicht weil Sie einen rechtsradikalen Hetzblog mit ihrer Homepage verlinkt haben.“

          Merken Sie eigentlich nicht, wie schräg Ihre Argumentation ist?

          Zur Meinungsbildung ist es doch unbedingt notwendig, dass man eben nicht in der gleichen Blase im Wohlfühlmodus unterwegs ist oder nur die immer gleichen Meinungen wahrnimmt, ganz abgesehen davon, dass ich es schon ziemlich gewagt finde, die von Ihnen genannten Blogs als „rechtsradikal“ einzuordnen.

          Leider gehört es aber wohl zu unserer gegenwärtigen Meinungsmache und Mediengesellschaft, dass alle, die nicht im Mainstream schwimmen – also minderstens linksliberal sind – dem „rechten Spektrum“ zugehörig verortet werden. Liberale oder konservative Blogs, die man noch vor 10 Jahren der gesellschaftlichen Mitte zugerechnet hätte, werden unter dem Diktat rot-grüner Meinungsschaffenden nun zum „rechten Rand“, bzw, wie Sie es formulieren, als „rechtsradikal“ erklärt.

          Ich möchte Sie darüber hinaus fragen, wie gut Sie die israelische Gesellschaft mit ihren diskutierfreudigen Parteien und Menschen kennen und ob Sie aus eigener Anschauung der Situation vor Ort (also Ort in Israel) dazu kommen, die Berichterstatter aus Israel „rechtsradikal“ zu nennen oder ob Sie mit Ihrer Beurteilung dem Mainstream in den deutschspachigen Medien folgen, die alles, was nicht Merez ist, für verdammungswürdig halten.

          Ich für meinen Teil bin froh, dass es neben den veröffentlichten Meinungen in den öffentlich-rechtlichen Sendern noch Stimmen gibt, die das Gesamtbild ergänzen und es mir so ermöglichen, auch außerhalb Israels die Menschen repräsentiert zu sehen, die in der gegenwärtigen Situation nicht nach dem Parteibuch schreiben, sondern nach der Lage vor Ort.

          • Ben schreibt:

            Bevor ich ausführlich antworte würde ich Sie gerne fragen: Glauben Sie das wirklich, was Sie von sich geben? Wo im politischen Spektrum würden Sie den etwa die Achse des Guten einordnen und in Relation dazu wo sich selbst?

            • schreibschaukel schreibt:

              Wie sehr rechts man etwas betrachtet hängt davon ab, wo man selber steht. Es spricht nichts dagegen, Heplev als rechts oder von mir aus – in Ihren Augen, das durften Sie jetzt klarmachen – sehr rechts zu bezeichnen. Die Seite als rechtsradikalen Hetzblog zu bezeichnen, geht in meinen Augen zu weit und riecht für mich nach persönlicher Abrechnung.
              Mein Blog ist nicht die richtige Plattform dafür, deshalb bitte ich um Beendigung dieser Diskussion. Andernfalls würde ich mir erlauben, das selber zu tun. Sehr ungern zwar, aber es würde dann immerhin dem Zeitgeist entsprechen…

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