Nichts gelernt

Ich tue mich immer schwerer mit dem Schreiben. Darin bin ich nicht die Einzige, wie ich feststelle und ich vermute, wir haben etwas gemeinsam: Die Verzweiflung über die Sackgasse, in der sich Israel befindet, legt sich wie eine bleierne Decke über uns.

Was es mit einem macht, wenn man die Nachrichten aus Israel mitbekommt – also die, über die hier vornehmlich geschwiegen werden – das zeigen die letzten Beiträge von Blck aus dem Fenster.

Ich habe mir heute ein Interview mit den Müttern von vier der fünf Mädchen von denen kürzlich erschreckendes Video freigegeben wurde, angesehen. Vier Mütter deshalb, weil die fünfte dazu nicht in der Lage war. Man kann nur ahnen, durch welche Hölle die Mütter dieser Mädchen gehen und es bricht einem schlichtwegs das Herz, nur schon ihnen ins Gesicht zu sehen.
Um diese Mädchen sorgt man sich aus offensichtlichen Gründen ganz besonders, aber auch all die anderen – Väter, Mütter, Töchter, Söhne, Schwestern und Brüder, Geliebte – sind in meinen Gedanken und wiegen dort schwer.

Deshalb – und da bin ich wohl nicht allein – weiss ich auch nicht, was ich zum neuen „Deal“ (welch hässliches Wort) sagen soll.
Selbstverständlich wünsche ich mir wie alle anderen, dass die Geiseln endlich frei kommen und die psychische Folter, die den Bewohnern Israels und Angehörigen auf der ganzen Welt auferlegt wurde, endlich ein Ende hat. Auch mir wäre es lieber, ich würde keine Kriegsbilder mehr sehen und es gäbe endlich Frieden. Wer wollte das nicht?
Leider ist es aber wohl ein Irrglaube, dass es zu einem Frieden kommt, so oder so.

Die Aussage Bidens, die Hamas könne einen 7. OKtober nicht mehr wiederholden, die stimmt leider, um hier den israelischen Journalisten Ariel Kahana zu zitieren, nur insofern, als der 7 Oktober vergangen ist und nicht mehr zurückgebracht werden kann.
Nur deshalb!
Ich gebe Ariel Kahana recht, wenn er folgendes sagt (hier ein Auszug aus einem Facebook Post):

In allem anderen irrt er (Biden) sich bitterlich, wenn er meint, die Hamas gefährde Israel nicht mehr. … Obwohl die IDF die Oberhand haben und der Terrorstaat Gaza einen schweren Schlag erlitten hat, ist fast die gesamte Spitze der Organisation am Leben, aktiv und in ihren Augen siegreich, einfach weil sie noch nicht ausgeschaltet wurde. Außerdem sind Hunderte von Kilometern an Tunneln noch nicht zerstört, und die Hamas verfügt über umfangreiche Ressourcen, darunter auch Treibstoff, der übrigens von Biden persönlich zur Verfügung gestellt wurde. … Israel zu sagen, es solle den Krieg jetzt stoppen, ist so, als hätte man von Alliierten verlangt, zwei Wochen nach der Invasion in der Normandie den Vormarsch der Truppen zu stoppen. …
Anstatt eine defätistische Rede zu halten, hätte Biden Führungsstärke zeigen und sagen sollen, dass Israel an der Spitze der internationalen Front gegen die bösen Mächte der Welt steht und dass eine enge Unterstützung seiner Bemühungen, die Hamas bis zum Ende zu eliminieren, für die Zukunft der freien Welt, angeführt von Amerika, unerlässlich ist.

Der Deal würde der Hamas erlauben, in kurzer Zeit wieder am Start zu sein. Und ihr Ziel – das haben ihre Vertreter schon mehrmals klar geäussert, auch wenn man sie erstaunlicherweise nicht zu hören scheint – ist es nun mal nicht, die Lebensgrundlage der Bevölkerung von Gaza zu verbessern und dort einen funktionierenden Staat zu bilden, sondern Israel zu zerstören.

Der Deal ist eine Katastrophe.
Er wird keinen Frieden bringen, sondern noch mehr Krieg und Verwüstung. Er ist eine existenzielle Gefahr für den Staat Israel.
Leider ist die Hamas aber aufgrund ihres cleveren Marketings, für das man ihr wirklich einen Preis verleihen müsste sowie der grnzenlosen Naivität von manipulierbaren Dummies im Westen in einer sehr starken Position. Das weiss sie und spielt das hemmungslos aus. Sie kennt auch die grundlegenden Werte der Israelis, die so ganz im Gegensatz stehen zu ihren eigenen. Und auch das lässt sie gezielt in ihr teuflisches Kalkül einfliessen.
Im Prinzip will die Hamas aber wohl gar keinen Deal, denn sie hat keinen nötig.

Die Chancen für die Geiseln stehen schlecht. Sie waren um vieles besser dran am Anfang des Krieges, als die Hamas ernsthaft unter Druck kam und sich Zeit aushandeln musste, wodurch einige Geiseln freikamen. Es ist schrecklich, aber im Moment ist ein gutes Ende alles andere als absehbar.

Was den Westen betrifft, so würde ich allen, die für Appeasement einstehen, gern die neuste Folge von Douglas Murray’s „Things Worth Rembering“ verordnen, wo er den Griechen Demosthenes zitiert. Dieser starb 300 v.Chr., aber was er sagte, hat auch heute Gültigkeit. Auf den Punkt gebracht dies: Wir können uns vielleicht noch eine kleine Pause erkaufen, aber wenn wir nicht bereit sind, uns der Bedrohung zu stellen und sie zu bekämpfen, dann werden wir das bitter bereuen.


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3 Antworten zu Nichts gelernt

  1. faehrtensuche schreibt:

    Douglas Murray hat mal wieder so recht!

    Nicht nur der, sondern jeder Deal ist eine Katastrophe.

    Solange der Westen sich unrühmlicherweise gegen Israel stellt (nicht nur durch Worte, sondern auch und vor allem durch (Un-)Taten), hat die Hamas die Oberhand. Und (bitte verzeih) ich frage mich nicht nur, wie viele Geiseln noch leben, sondern ob sie überhaupt noch leben.

    Ich sage/schreibe das mit großen Bauchschmerzen! …

  2. runningtom schreibt:

    Dieser sogenannte Deal ist eine absolute Frechheit.
    Die Hamas soll den Schutz einer Waffenruhe sowie eine erhebliche Zahl ihrer Terroriesten zurückbekommen. Liefern müssen sollen sie nur einige der Geiseln. Es wird nicht mal verlangt, dass diese noch am Leben sein müssen. Aber es sollen wohl erst mal Amerikaner sein.
    Dann nach einigen weiteren Wochen sollen vielleicht die restlichen Geiseln zurückgegeben werden, nachdem die Terroristen sich in aller Ruhe neu organisieren konnten. Dafür soll der Krieg dann definitiv zu Ende sein.
    Hat jemand mal gesagt, ob Waffenruhe oder Kriegsende bedeutet, dass die Hamas keine Raketen mehr schiessen oder Anschläge ausführen dürfen?
    Schliesslich soll dann Gaza wieder aufgebaut werden. Was genau? Die Tunnelinfrastruktur? Die militärischen Kommandoposten und Raketenstellungen?
    So ein Vorschlag von einem Politiker demonstriert wohl nur dessen grenzenlose Unfähigkeit und/oder Dummheit. Vielleicht ist es ja auch die Verzweiflung eines Präsidenten der um seine Wiederwahl bangt. Ich nenne hier absichtlich keinen bestimmten Namen, denn meine Einschätzung könnte für sehr viele Politiker zutreffen.

  3. Anima Chutzpanit schreibt:

    Ich bin es so müde, der Welt erklären zu müssen, warum der Krieg nicht einfach so beendet werden kann – und was ich von Biden halte, schreibe ich hier im Moment lieber nicht.

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