Hitzige Welle

In den kommenden Tagen soll das Thermometer in Zürich auf 36 Grad klettern soll. Gut bin ich nicht vor Ort – die durchschnittlichen 31 Grad hierzulande sind dagegen die reinste Erfrischung. Und wenn es doch mal zu viel wird, kann man auf die Klimaanlage zurückgreifen. Sie gehört hier zum sommerlichen Alltag wie bei uns die Parkuhr zur Stadt, denn zur Erinnerung: Diese grüne Oase liegt inmitten einer Wüste und auch die Nächte sind tropisch.

Nun ist das natürlich so eine Sache mit den Klimaanlagen und besonders seit Greta ist es ein ganz, ganz böses Wort. So böse, dass man offenbar im Universitätsspital Zürich die Patienten kürzlich bei über 40 Grad im Zimmer schmoren liess. Um die Umwelt zu schonen. Obwohl es eigentlich – und das gehört in Zürich gar nicht zur Grundausstattung – eine Klimaanlage hätte. Jedenfalls stand das so in der Zeitung, aber man weiss ja, dass da auch viel Blödsinn steht. (Oder – böser Gedanke – spekulierte man insgeheim mit dem Ableben einiger sowieso schon überfälligen Patienten? Weil: Das wäre dann letztlich ja am umweltfreundlichsten…)

Könnte es wirklich sein, dass die Klimadebatte mittlerweile solche Kapriolen schlägt?
Ich frage mich manchmal, wohin der ganze momentane Hype führt und befürchte, dass der Schuss hinten rausgehen könnte.

Einerseits:
Ist es wünschenswert, dass sich unter den Kindern eine zunehmende No Future Stimmung ausbreitet und sie auf die Einladung der Lehrerin, mal kurz aus dem Fenster zu blicken, weil es gerade märchenhaft schneit, mit entsetztem Raunen – „Klimawandel…!!! – reagieren? Obwohl es auch schon im April schneite, als die Lehrerin selber die Schulbank drückte, also vor gut 50 Jahren? 

Andererseits:
„Nicht schon wieder…“ ging ein Aufstöhnen durch die Klasse, als ich verkündete, dass das Schulhausthema nächstes Jahr „Umweltschutz“ sei. Ich hatte es geahnt (und für was anderes gestimmt), denn man kann es ja auch übertreiben. Die Kinder hatten in Projektarbeit erst kürzlich Plakate gestaltet und Vorträge gehalten und einige waren an Klimademos gewesen. Aber irgendwie haben sie es langsam über…

Ich bin mir manchmal nicht so sicher, welchen Weg ich als Lehrerin einschlagen soll und spüre ein wachsendes Unbehagen gegenüber der neuen Doktrin, die dazu führt, dass sich die Kids im selben Satz, in dem sie freudestrahlend von den bevorstehenden Ferien erzählen, auch dafür entschuldigen. Weil sie fliegen werden oder nicht mit einem Elektroauto unterwegs sind. Weil damit ihr ökologischer Fussabdruck ins Unermessliche wächst. Wie werden sie das wieder gutmachen können?

Noch wichtiger wäre mir, die Kinder könnten nicht nur ihre Ferien unbeschwert geniessen, sondern auch mit Zuversicht und ohne Angst in die Zukunft schauen. Im Wissen zwar, dass es ernsthafte Probleme zu lösen gibt, aber im Vertrauen darauf, dass man sich dessen bewusst ist und nach realistischen Lösungen sucht. Dass man sich an Fakten hält, pragmatisch darüber diskutiert und so hoffentlich zu Einsichten gelangt, die es uns möglich machen, mit den klimabedingten Veränderungen klarzukommen. Und mit den anderen auch.

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Dieser luftdurchlässige Sonnenschutz wirkt die Hitze wunderbar entgegen.

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