Spannend zu lesen war das Buch „The Circle“, in dem sämtliche Internetdienste von einer Monopolfirma vernetzt werden und es zu guter Letzt kein Fitzelchen Privatsphäre mehr gibt. Spannend und auch beängstigend, weil wir ja schon auf dem besten Weg zu dieser Dystopie sind.
Zufall oder nicht, aber einen Tag nachdem ich das Buch fertig gelesen hatte, muckte mein Laptop auf und ich machte mir Sorgen um sein Wohlbefinden. Ich brauche meinen Laptop. Ohne ihn werde ich ziemlich schnell ziemlich nervös.
Flugs nahm ich ihn unter den Arm und steuerte den Shop an, in dem ich ihn einst erstanden hatte, in der vagen Hoffnung, dass dort vielleicht jemand Zeit hätte, mal kurz einen Blick drauf zu werfen. Ich hatte Glück und kam in die Warteschlange für ein Date mit einem Techniker. Während ich auf diesen wartete, fiel mir auf, dass ich nicht die einzige war, die mit sorgenvollem Gesicht dasass.
Genau wie ich harrten auch die andern, das spürte ich, bang der Dinge, die da kommen würden. War das Gerät noch okay? Hatte es einen Schaden? Falls ja, war es noch zu retten? Und was war mit all den Daten, die drauf waren? Es war lustig zu beobachten, wie die Kunden die Techniker mit offenen Armen empfingen, sie bezirzten, mit ihnen flirteten, ihnen bei günstigem Verlauf der Dinge fast um den Hals fielen. „Wie ist dein Name? Pietro? Ich liebe dich heiss Pietro!!“ , sagte die Dame schräg gegenüber überschwänglich zu ihrem Retter in der Not, und ich schwöre, es war genauso – ich hab bloss den Namen geändert.
Genau wie ich waren auch die anderen in irgendeiner Form auf ihren Laptop oder ihr Tablett oder Handy angewiesen und der Gedanke, dass es den Geist aufgeben würde, war erschreckend.
Genau wie ich waren sie von diesen Geräten abhängig geworden. Wie sehr wir uns alle doch auf sie verlassen!
Die Diagnose meines Laptops ergab schliesslich: Alles in Ordnung. Vermutlich war er kurzzeitig überlastet gewesen und das kann jedem passieren, nicht wahr? Fast ist man gewillt zu glauben: Auch Computer scheinen eine Seele zu haben, irgendwie.
Dankbar packte ich ihn wieder ein; mein Tag war gerettet. Aber auf dem Nachhauseweg kam ich nicht umhin, gewisse Parallelen zum gelesenen Buch zu ziehen. Hoffen wir, dass sich der Kreis noch nicht zu bald schliesst.
Ich kenne das Buch und die Thematik. Habe deshalb so viel deaktiviert, dass mein Browser kaum noch tut … aber ich bin da paranoid geworden. Da ich auch beruflich schon damit zu tun hatte, weiß ich, was alles möglich ist. Das Buch übertreibt leider nicht.
Was mich aber am richtig verblüfft ist, dass du mit deinem defekten Laptop in einen Laden gehen kannst und dann schaut jemand nach. Sowas hab ich in Deutschland noch nie erlebt. Nur Mediamarkt hat so eine Annahmestelle (!), wo du dann 4 Jahre warten musst, bist dein Ding wieder zurück ist. Wenn sie es überhaupt machen wollen!
Beeindrucktes Grüßle, Anhora
Ich war auch positiv überrascht! Aber sie zählen wohl darauf, dass man sich das nächste Teil im selben Laden kauft. 😉