Weil ich Zeit habe, gucke ich mehr Filme als auch schon. Als Nutzniesserin von des Twenagers Vorliebe für Serien kann ich das auf Netflix tun. Im Moment habe ich eine Schwäche für die Folgen von „Black Mirror“, von denen ich glücklicherweise immer nur eine aufs Mal verdauen kann. Der imaginative Ausblick auf eine von der Technik geprägte Zukunft ist ganz schön schauerlich.
Seit ich Zeit habe, bin ich auch öfters mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Aufgrund meiner aktuellen Entschleunigung und der damit einhergehenden geschärften Wahrnehmung beobachte ich dann alles mögliche und komme nicht umhin festzustellen, dass die „Black Mirror“-Geschichten, Science Fiction hin oder her, direkt aus dem Leben gegriffen sind.
Zum Beispiel wenn ich im Tram sitze und die einzige Person bin, die nicht in ihr Handy schaut. Keine Ahnung, was die Leute alle machen, sie sind jedenfalls voll auf ihr Gerät fixiert. Ein zaghaftes „Darf ich?“ bevor man sich neben wen setzt, erübrigt sich damit, weil das ohne Augenkontakt keinen Sinn macht. Ob sie gerade eine wichtige Mail beantworten, die Wetterprognose studieren, einen Bestseller lesen, die letzten Posts auf Facebook scannen oder endlich auch mal einen „MeToo“ oder „IHave“ Hashtag ins Universum schicken?
Apropos: In Bus, Zug oder Tram ist die Gefahr für sexuelle Belästigung deutlich geringer geworden, finde ich, denn Kontakte zu menschlichen Wesen im Allgemeinen und zum anderen Geschlecht im Speziellen halten sich in engen Grenzen. Was vielleicht ganz gut ist, denn wenn man nicht miteinander kommuniziert, kann man auch nichts falsch machen. Die Möglichkeit für unliebsame Interaktionen ist dann deutlich geringer.
Die für wünschenswerte leider auch.
Aber vielleicht sehe ich das zu eng und während ich mich frage, wie das eigentlich heute läuft mit dem Flirten und sich kennenlernen, chattet die schwarzgelockte Schönheit schräg gegenüber bereits mit dem Anzugträger hinter mir, weil sie beide ein Tinder Profil haben, und verhandeln, ob sie sich bei ihm oder bei ihr oder notgedrungen in einem Hotel treffen.
Man weiss es nicht.
Man würde sich vielleicht wundern.