Heute Abend wird es wieder mal laut werden: Nationalfeiertag.
Meine Gefühle diesbezüglich sind ambivalent. Ich habe zwar nichts gegen ein schönes Feuerwerk einzuwenden, gar nicht, aber die unkontrollierte Knallerei überall, die schon morgens losgeht, die müsste jetzt von mir aus nicht sein.
Auch sonst mache ich mir so meine Gedanken.
Doch, ich bin sehr dankbar, immer mehr, dass ich hier geboren wurde und einen Schweizer Pass besitze. Heutzutage ist es nicht mehr selbstverständlich, in einem Land zu leben, wo die Bedingungen so gut sind, wo ich in Freiheit leben kann und nicht aufgrund zufällig erworbener Attribute wie Geschlecht, sexueller Orientierung und Religionszugehörigkeit unterdrückt oder gar verfolgt werde. Wie privilegiert ich doch bin!
Umso mehr befremdet es mich, in welche Richtung sich dieses mein Land zu entwickeln scheint und es gab in vergangener Zeit den einen oder anderen Moment, wo ich nicht mehr ganz so stolz auf meinen roten Pass war wie auch schon, weil ich mir gewünscht hätte, in meiner Heimat würden Empathie, Weltoffenheit, und Toleranz vorherrschen und nicht eine vermehrt spürbare kleinmütige Angst, ein Stück vom Kuchen abgeben zu müssen.
Heute Abend wird in unzähligen Reden wieder die Geschichte, bzw. die Legende heraufbeschworen werden. Denn es ist ja nun nicht so, dass es hier immer so friedlich war; im Gegenteil. Der Weg bis hierher war weit: Ganz verschiedene Menschen mussten sich zusammenraufen. Immer wieder galt es, Angriffe auf den neuen Bund abzuwehren und da ging es oft recht unzimperlich zu und her.
Das lässt mich an ein anderes Land denken. An eine verhältnismässig junge Demokratie (die einzige ihrer Art in der Region übrigens), die, nicht zum ersten Mal, auf allen Ebenen unter starkem Beschuss steht. Einmal mehr befindet sie sich in einer Patt Situation, in der sie eigentlich nur verlieren kann. Entweder die eigene Sicherheit, ohne die Angst vor drohenden Terroranschläge zu leben, oder die Sympathie der restlichen Welt. Für diese gibt es nämlich scheinbar nur gut – böse, schwarz – weiss, richtig – falsch, hier so viele Opfer – da viel mehr, also ist der Fall klar.
So klar ist er aber nicht. Krieg ist immer etwas Schlimmes, jeder Tote einer zu viel und die Menschen beider Konfliktparteien leiden darunter, unabhängig von den Zahlen der Verluste. Trotzdem frage ich mich: Hat man nicht das Recht, sich zu wehren um nicht nur bis zum nächsten Schrecken, sondern langfristig ein selbstbestimmtes Leben, einen friedlichen und angstfreien Alltag anzustreben?
Ich masse mir kein endgültiges Urteil an und mein Herz blutet für die Menschen auf beiden Seiten, von denen es den allermeisten auch lieber wäre, man könnte nebeneinander und im Frieden leben.
Aber heute, an diesem Tag, wo man hierzulande die Demokratie feiert, denke ich auch an diese andere Nation, der ich endlich die Möglichkeit wünsche, nicht unter ständigem Beschuss zu leben, und werde meine Kerzen für sie anzünden.
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English |
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Alevai, u-me-anan tered aleinu keshet Alevai, she-la-olam aze yesh takana Alevai, ve-yom itzmah mi-toh sufa go-eshet Alevai, ve-lo tovad la-ad amatana Alevai, she-amidbar yatzmi-ah esev deshe Alevai, ve-od neshev be-tsel ate-ena |
If only (I wish) and from the cloud a rainbow will come down on us If only, this world has redemption If only, and a day will grow from a turbulent storm If only, the desert will grow grass If only, and we will sit beside the shade of the fig tree |
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Chorus: Alevai, shelo ni-hav ve-ish ahiv yo-av Alevai, ve-ipathu shuv she-arei gan eden Alevai, ve-itmazgu mizrah u-ma-arav, alevai Alevai, ve-nehadesh yamenu kan ke-kedem |
Chorus: If only, we won’t be hurt and we’ll love each other’s brother If only, heavens‘ gates will open again If only, east and west will reunite, If only If only, we will renew our days here as in ancient times |
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Alevai, velo isa od goy el goy herev Alevai, velo nintosh et dereh atikva Alevai, ve-a-adam ye-eye rahum ad erev Alevai, sheyesh sikui ehad la-a-ava |
If only, people (nations) will not raise sword against each other If only, we’ll not abandon the path of hope If only, man will be compassionate till evening |
Danke für diesen Text! Ich teile deine Gefühle und Gedanken – zu beiden Ländern. Hoffen wir auf gute Entwicklungen und Offenheit auf allen Seiten! E schöne 1. August und lg, Mirjam (schon lange eine stille Mitleserin deines Blogs)
Gliichfalls!
Wie schön – wir scheinen ein paar Gemeinsamkeiten zu haben. Unter anderem ist mein Leben nämlich auch perfekt! 😉
(Und genau so muss es sein.)