breaking down …

In diesen Tagen, wo jeder normale Teenager ins Kino rennt um sich den dritten Film der Twilight-Saga anzusehen, könnte es meinem Image schaden; aber da ich nicht viel zu verlieren habe, gebe ich freimütig zu: Soeben habe ich das Buch zum Film gelesen. Was hat mich dazu bewogen? Der Teenager guckte sich kürzlich, um wieder up to date zu sein, nochmals den zweiten Film („New Moon“ an) und weil es überaus gemütlich ist, zusammen mit dem Teenager vor der Glotze abzuhängen, guckte ich mit. Da ich Film Nummer drei kaum im Kino ansehen werde, weil sich der Teenager zu Tode schämen würde und das Werk auch nicht auf meiner Filmliste steht, griff ich zum Buch, Eigentum des Teenagers. In Film Nummer zwei war herzlich wenig passiert aber vielleicht, so dachte ich, käme die Story ja in „Eclipse“ ins Rollen oder würde zumindest mal anfangen. Ausserdem interessierte mich plötzlich brennend, wie man einen Bestseller dieses Kalibers schreibt, weil: Mit Abgucken habe ich schon immer gute Erfahrungen gemacht.

Immerhin hat sich Stephenie Meyer (nein, kein Fehler, die Dame heisst so) hingesetzt und das erste Buch innerhalb dreier Monate geschrieben, einen Verlag gefunden, der es publizierte und der Rest ist bekannt: Die Sache mit den Vampiren schlug ein wie eine Bombe. Nicht nur Teenager stehen darauf; es gibt in Amerika sogar die „Twilight Moms“, die genauso verklärt sind wie ihre Töchter.

Wie ich jetzt einen Bestseller schreiben soll, weiss ich allerdings immer noch nicht. Dafür kam ich zum Schluss, dass Stephenie Meyer ein rechtes Arbeitstier sein muss, denn wie sonst, frage ich mich, hätte sie es fertiggebracht, über 600 neue Seiten zu schreiben, in denen irgendwie nichts passiert? Die so langweilig sind, dass einem nur die Erinnerung an die niedlichen Filmdarsteller davon abhält, das Buch endgültig beiseite zu legen? Die vor Moralin so strotzen, dass es richtiggehend peinlich ist? Nehmen wir die Szene – sie ist wie alle übrigen masslos in die Länge gezogen – als der propere Edward seine Bella davon überzeugt, sie müsse im Strassenverkehr unbedingt einen Helm tragen. Wo er Recht hat, hat er Recht und beim Küssen stört das Ding ja nicht, weil das sowieso eine heikle Angelegenheit ist mit einem Vampir und ergo nur am Rande erwähnt wird, aber hey… fallen die Teenager wirklich darauf rein? Wo sie einen Tobsuchtsanfall kriegen, wenn Mutter dasselbe sagt…?!

Die Geschichte, auch wenn die ersten drei Bände etwas 1500 Seiten zählen, ist schnell erzählt: Vampir verliebt sich in Durchschnittsmädchen – Durchschnittsmädchen sich auch in ihn. Werwolf verliebt sich in dasselbe Mädchen, Mädchen hat Werwolf auch sehr lieb. Vampir und Werwolf haben sich nicht lieb. Gar nicht! Sie können sich nicht riechen. Vampir will erst mit dem Mädchen schlafen, wenn es ihn geheiratet hat (interessante Komponente, weil: eher ungewöhnlich) Werwolf würde sehr wohl mit dem Mädchen schlafen, auch ohne verheiratet zu sein. Mädchen ist hin und her gerissen, hin und her,
hin und her, hin und her

Dabei, das muss man Stephenie Meyer lassen, hätte der Plot viel Potential. Es ist ja leider tatsächlich so, dass bei einigen, kaum sind sie verheiratet, das Herz nicht mehr schlägt – jedenfalls nicht mehr für den eigenen Partner – und insofern sind die Ängste, die Bella diesbezüglich hegt, nicht aus der Luft gegriffen. Auch dass sie sich ungebührlich zum Dritten im Bund, seines Zeichens Werwolf und Warmblüter, hingezogen fühlt, versteht man, denn: Was geht über ein Paar warme Füsse unter der kalten Bettdecke?! Ausserdem muss das Ganze gut überlegt sein, denn mit einem Vampir geht die Sache nicht nur bis dass der Tod euch scheide, sondern bis in alle Ewigkeit und das – das ist verdammt lange.

Das vierte Buch erübrigt sich glücklicherweise für mich. Aus den Medien weiss ich nämlich: Der Vampir kriegt Bella und der Werwolf ihre Tochter. Das hat etwas mit der sogenannten Prägung zu tun und was es damit auf sich hat, wurde schon in Band drei auf etwa 75 Seiten erklärt. Kein Grund also, nochmals an die 1000 Seiten zu lesen…

In der Zeit schreibe ich lieber etwas – auch, wenn es kein Bestseller wird.

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